Radfahren in Ligurien macht Spaß - wenn man gut trainiert ist und am besten ein gutes Mountainbike sein Eigen nennt. Mir geht es aber selbst so, dass ich mich jedes Mal vor einer geplanten Tour
erst überwinden muss, denn Liguriens Touren sind anstrengend, insbesondere wenn sie in die Berge, die ligurischen Seealpen führen.
Die heute beschriebene Tour startet in Dolcedo, dem Traumort vieler Nordeuropäer im westlichen Ligurien und geht über das Valle Argentina hinauf auf den Passo della Teglia. Zunächst geht es
gemütlich und eben entlang der westlichen Straße des Val Prino über Piani vor zum Meer, an der Autobahnauffahrt Imperia-Ovest vorbei auf die Via Aurelia, die Hauptschlagader Liguriens mit
römischen Ursprüngen.
Verkehrsmäßig ist es nun der unangenehmste Teil der Tour auf der Via Aurelia bis San Lorenzo al Mare. Dort steuert man ins Ortszentrum und gelangt an den Ausgangspunkt des vor einigen Jahren
geschaffenen Küstenradwegs, der von San Lorenzo al Mare, über Santo Stefano, Arma di Taggia und Sanremo nach Ospedaletti führt. Dieser Radweg gilt als schönster Europas und übernahm die
aufgegebene Bahntrasse entlang der ligurischen Küste. Diese Strecke ist übrigens ideal für alle Freizeitradler, da die eben entlang der Küste führt. Allerdings sollte man den Wind beachten.
Rückenwind nach Westen kann schwere Probleme nach Osten hin bereiten. Auf diesem Küstenradweg fahren wir bis Arma die Taggia.
Dort verlassen wir diese Traumpiste und machen uns auf den Weg Richtung Taggia ins Valle Argentina. Wenn man bisher nur das Val Prino um Dolcedo herum kannte, wird nun von der rauen,
ungemütlichen Schönheit des Valle Argentina überrascht sein.
Der Weg führt weiter bis zum Nadelöhr des Tals, wo die Autobahnbrücke das Tal überquert. Unangenehm, weil sich diese Strecke zieht. An der engsten Stelle des Tals unter der Autobahnbrücke geht es
nun etwas steiler die SS548 nach Norden. Die Geschwindigkeit sinkt das erste Mal deutlich. Wenn man Pech hat, dann bläst morgens ein starker Nordwind durch dieses Nadelöhr und macht ein
fortkommen unerträglich. Wir fahren die Landstraße immer weiter an Badalucco vorbei und sehen einige Kilometer später auf der Höhe von Desteglio rechts oben Montalto Ligure liegen, einen riesigen
typischen ligurischen Ort, der sich seine Kompaktheit bis heute erhalten hat. Auf der Höhe von Desteglio nimmt man die kleine Parallelstraße, die nun auf der westlichen Seite des Flusses in
Richtung Norden führt.
Diese kleine Straße ist gemütlich mit dem Rad zu befahren beachten sollte man hier die Felsen links und rechts des Tals, denn an wenigen Stellen kann man besser die Gesteinsverformung und dem
Aufbau von Gebirgen betrachten wie an dieser Stelle. Man kann sich förmlich vorstellen, wie Afrika nach Norden drückt und die Alpen aufschiebt.
Die kleine Straße führt weiter die sie irgendwann kurz vor Agaggio Inferiore schon wieder auf die Hauptstraße trifft. Die SS548 ist allerdings hier schon deutlich kleiner und schmäler als weiter
unten im Tal. Hier geht es weiter - bis 1 km vor Molini di Triora. Hier trifft die SP17, also eine kleine Strada provinziale auf die größere Strada statale im Tal.
Sollten die Wasser- und Essensvorräte noch reichlich sein, dann kann man hier gleich den Aufstieg nach Andagna in Angriff nehmen. Bis nach Andagna sind es insgesamt zwölf Haarnadelkurven, mit
schon jetzt teilweise knackigen Anstiegen.
Wenn man noch Wasser und Vorräte braucht radelt man weiter nach Molini di Triora. Hier finden sich Geschäfte und ein Brunnen mit wunderbarem Quellwasser, an dem man seine Flaschen auffüllen kann.
Von Molini di Triora führt nun ein kleines Sträßlein den Berg hoch nach Andagna bzw. trifft zuvor auf die bereits erwähnten Serpentinen der SP17. Der letzte Anstieg nach Andagna zieht sich hin
und dort angekommen ist man froh, dass der Brunnen direkt an der Straße liegt. Denn selbst wenn es nicht zu heiß ist wird man dort gerne seine Flaschen wieder auffüllen. Machen Sie dort einen
kurzen Stop und schauen sich den wunderschönen Ort an. Weiter hinten steht eine verfallene Barockkirche ohne Dach.
Weiter geht es auf der Strada provinziale 17, rechter Hand vorbei an einer Kapelle von der aus man bereits einen sehr schönen Blick über das Tal hat. Von nun an zieht sich der Aufstieg durch weitläufige Eichen- und Kastanienwälder. Irgendwann passiert man die auf der linken Seite liegende romanische Kapelle Santa Brigida, kurz darauf Doppel Serpentinen mit zwei Haarnadelkurven. Nach und nach wird hier das Klima schon deutlicher rauer, obgleich wir uns immer noch im bewaldeten Bereich befinden. Die Straße wird enger. Irgendwie hat man den Eindruck schon im Hochgebirge zu sein. Über der Straße türmen sich Felswände auf. Diese Strecke ist schon wesentlich rauer als Alles was das Val Prino zu bieten hat.
Wir kommen nun wieder an zwei Haarnadelkurven und es geht stetig knackig bergauf. Die Straße führt nun in einer Felswand entlang und erreicht das Plateau von Drego.
Ich teile mir diesen Aufstieg immer in drei Teile. Der erste Teil bis zur Kapelle oberhalb von Andagna, der zweite Teil bis Drego. Und nun folgt der letzte Teil von Drego hoch zum Pallo della Teglia, dem Ziel der Tour. Es dominieren nun terrassierte Almen mit Kuhgeläut, das sehr ans Allgäu erinnert.
Hier ist man eigentlich schon im Delirium und wird diese Passage Richtung Paashöhe kaum noch real wahrnehmen. Dennoch sollte man versuchen hier gar rechts einen Blick nach Westen zu richten. Der Blick über die westlichen Seealpen ist eindrucksvoll. Irgendwann ist die Passhöhe erreicht und wir befinden uns nun knapp 1400 m über dem Meer. Wohlgemerkt wir starteten auf Meereshöhe. Auf der Passhöhe sollte man unbedingt Blick nach Westen ausgiebig genießen. Dabei fällt auf, dass die Westseite der Berge und bewaldet ist, die Ostseite hingegen dicht von Eicheln und Kastanienwäldern bewachsen ist.
Nun geht es weiter auf der SP17. Die Abfahrt ist angenehm, weil weniger steil, als der Aufstieg. Der Genuss der Abfahrt ist so wesentlich länger. Nach einigen Kilometern trifft man auf eine Straßengabelung. Folgt man der Straße nach links, so trifft man irgendwann auf die alte Turiner Straße die weiter nach Imperia-Oneglia führt.
Biegt man rechts ab, so erreicht man auf gleicher Ebene nach einigen Kilometern San Bernardo di Cuneo. Dort können Sie den weg bergab nach Oneglia wählen oder die muten Ihrem ausgelaugten Körper noch den Colle d’Oggia zu. Dazu geht es wieder 300 Hm und 4 km nach oben. Nach dem Passo della Teglia ist das nicht unerheblich.
Am Colle d‘Oggia angekommen können Sie geradeaus weiter zurück über Montalto Ligure ins Valle Argentina zurückfahren. Wollen sie den Ausgangspunkt der Tour Dolcedo auf direktem Weg erreichen, biegen Sie am Colle d’Oggia lnks ab und fahren in einer langen Abfahrt über Pantasina und Prela nach Dolcedo zurück und bewegen sich auf einem Bergrücken dem Meer immer weiter zu.
Die Tour ist anstrengend und durchaus mit den großen Alpenpässen erreichbar. Es zählen ja auch die Höhenmeter und nicht nur die absolut erreichte Höhe. Auf dieser Strecke kann man das westliche Ligurien vorzüglich erfahren, die unterschiedlichen Klima und Vegetationszonen spüren und genießen. Aber das macht die Sache durchaus herausfordernd.
Bevor Sie sich vielleicht gleich wieder nach Dolcedo-Ripalta in die dortigen alten ligurischen Ferienhäuser begeben und sich dort tiefenentspannen, stärken Sie sich lieber in der Bar Suttu Münte unter dem Municipio von Dolcedo.
Kommentar schreiben